<109> der puren Wahrheit' gemäss sein, zu begleiten; worunter er mir dann auch willfahren hat, und welche ich dann anliegend Ew. Excellenz hierbei zu communiciren mir die Freiheit nehme. Was man von einem Ausfall aus Prag österreichischer Seils mit ganz wunderlicher Ostentation eingeflochten hat, davor sollte man sich billig schämen, weil die Sache entweder gar nicht wahr oder aber solche nichts anders als dasjenige ist, so ich vorhin schon an des Herrn Grafen von Podewils Excellenz geschrieben habe,1 und welches gewiss nicht zur Avantage der Garnison ausgefallen, da sie dabei von ihren besten Leuten und Grenadiers über 1000 Mann liegen lassen, der Verlust unsererseits in allem an Todten und Blessirten noch nicht an 300 Mann ist, davon nur wenig Todte, die mehristen aber ganz leicht blessiret seind. Von der von denen Oesterreichem so sehr relevirten Sache zu Brandeis2 werde nächstens die wahren Umstände melden, weil die Zeit solches heute nicht leidet. Soeben wird mir gesaget, dass die Prager Garnison sich wieder in die Stadt zurückziehe; das Feuer in der Stadt dauret noch.

Eichel.

Wegen der communicirten Anmerkungen bitte gehorsamst, den Namen des Herrn Obristen von Lentulus, desgleichen auch die Zahl der Truppen zu menagiren.3

1. Die Position der österreichischen Armee war, dass ihr linker Flügel an Prag, der rechte aber, Maleschitz im Rücken lassend, an einer Anhöhe, wo sie eine Batterie hatten, appuyiret war.

2. Der König passirte nicht des Abends, sondern bei hellem Tage, zwischen 3 und 4 Uhr des Nachmittages, die Moldau, und zwar nichts weniger als mit seiner ganzen Armee, sondern nur mit 20 Bataillons und 35 Escadrons, welches Corps, ohne von dem Feinde inquietiret zu werden, erst des andern Tages um 6 Uhr Morgens sich mit dem Schwerin'schen Corps d'armée conjungirte, dass also unsere ganze Force sich auf 70,000 Mann beliefe.

3. Der Feind muss nicht allein nach dem Terrain, so er occupiret, sondern nach Aussage derer gefangenen Officiers und Gemeinen, wie auch derer vielen Regimenter, 80,000 Mann gewesen sein.

4. Der Feind bliebe in seiner Position stehen, bis wir bei Unter-Potschernitz [ankamen]4 und uns schwenkten; da merkte die öster-



1 In dem S. 79 Anm. 3 erwähnten Schreiben vom 25. Mai. Ueber den Ausfall der Garnison vergl. S. 74—76. 87.

2 Der österreichische General Beck sollte während der Schlacht von Prag ein preussisches Bataillon bei Brandeis überfallen haben.

3 Die demgemäss im Ministerium ausgearbeitete Preussische Antwort erschien in den „Berlinischen Nachrichten“ vom 7. Juni, Nr. 68. Am gleichen Tage wurden Exemplare der berliner Zeitung an die auswärtigen Gesandten geschickt, an Hellen mit der Weisung, die Widerlegung in den holländischen Zeitungen, an Hecht mit der Weisung, sie in den hamburger und altonaer Zeitungen einsetzen zu lassen. Die wiener Relation und die Entgegnung u. a. auch gedruckt in: Beyträge zur neuern Staats- und Krieges-Geschichte. (Danzig). Bd. II, 628 ff. u. 640 ff.

4 Ergänzt nach den genannten Drucken.