<144> ich glaube nicht, daß sie falscher sind als andere. Viele Ostpreußen haben gedient und dienen noch mit Auszeichnung, sowohl im Heere wie in der Verwaltung. Aber ich würde wider besseres Wissen reden, wollte ich einen einzigen von denen, die ich persönlich kennen gelernt habe, der Falschheit bezichtigen1.

Die Pommern haben einen geraden und schlichten Sinn. Unter allen Provinzen hat Pommern die besten Untertanen für den Kriegsdienst wie für alle anderen Ämter hervorgebracht. Nur mit diplomatischen Verhandlungen möchte ich sie nicht betrauen, well ihr Freimut sich nicht für Geschäfte eignet, bei denen man der Schlauheit mit Schläue begegnen muß2.

Der Adel der Kurmark3 ist genußsüchtig. Er besitzt weder den Geist der Ostpreußen noch die Solidität der Pommern. Der magdeburgische Adel besitzt mehr Scharfsinn und hat einige große Männer hervorgebracht4.

Die Niederschlesier sind das, was man brave Menschen nennt, etwas beschränkt: das ist aber nur die Folge ihrer schlechten Erziehung. Sie sind eitel, lieben Luxus, Verschwendung und Titel, hassen andauernde Arbeit und den zähen Fleiß, den die militärische Zucht erfordert. Wer dem schlesischen Adel eine bessere Erziehung beibringt, wird ihn wie Prometheus mit himmlischem Feuer erfüllen. Der oberschlesische Adel besitzt die gleiche Eitelkeit, dabei mehr Geist, aber auch weniger


1 In dem Testament von 1768 sagt der König: „Die Ostpreußen sind nicht ohne Geist, und es befinden sich unter ihnen solche, die gute Untertanen abgeben, ausgenommen diejenigen, die in der Umgegend von Königsberg wohnen; denn ihre zu weichliche Erziehung hat bisher nur Faulenzer hervorgebracht. Ich habe Grund gehabt, mit dem Adel dieses Königreiches während des letzten Krieges ziemlich unzufrieden zu sein; sie waren mehr russisch als preußisch und außerdem aller Niederträchtigkeiten fähig, deren man die Polen zeiht. Jedoch ich habe alles vergessen, nachdem ich sie ihr Unrecht und meine Unzufriedenheit habe fühlen lassen. Das Voll ist nicht bösartig. Das Schlimmste, was geschieht, sind Abtreibungen der Leibesfrucht, Sodomiterei und Viehdiebstahl. Die Strafgesetze dürfen hier also milde sein; denn ihre Strenge ist nur bei denjenigen Völkern notwendig, die von ihren heftigen Leidenschaften zu den äußersten Gewalttätigkeiten getrieben werden.“

2 Testament 1768: „Die Pommern haben etwas Ungekünsteltes in ihrem Charakter. Sie würden nicht ohne Geist sein, wenn sie besser gebildet wären; niemals aber werden sie schlau und verschlagen sein. Der gemeine Mann ist argwöhnisch und hartnäckig. Sie sind eigennützig, aber weder grausam noch blutdürstig und ihre Sitten ziemlich sanft. Man bedarf also keiner Strenge, um sie zu regieren. Sie geben gute Offiziere, vortreffliche Soldaten ab; manche leisten im Finanzfache ziemlich gute Dienste. Vergebens aber würde man aus ihnen politische Unterhändler machen wollen.“

3 Testament 1768: „Die Bewohner der Marken haben nicht soviel Geist. Sie sind verschwenderisch und leichtfertig, und es gibt nur wenige, die man mit Vorteil gebrauchen kann. Das Volk ist hartnäckig in seinen Meinungen und ein geschworener Feind der Neuerungen. Sie verabscheuen sogar die Fremden, aber sie sind nicht bösartig.“

4 Von den Magdeburgern und Halberstädtern sagt der König im Testament von 1768: „Sie sind teilweise besser, sogar der gemeine Mann hat Ehrgefühl. Sie sind gut und haben ein feineres Benehmen als die anderen. Während des letzten Krieges veranstalteten die Magdeburger eine Sammlung und schickten den Pommern, die von den Russen geplündert worden waren, 10 000 Taler. Dieser Zug ist so schön, daß man das Andenken hieran sorgfältig bewahren soll.“