8598. AN DEN ETATSMINISTER EDLER VON PLOTHO IN REGENSBURG.

Plotho berichtet, Regensburg, 4. Februar 1757: „Auch, allergnädigster König und Herr, ist dasjenige, so auf hiesigem Reichstage gegen Ew. Königl. Majestät beschlossen worden und vielleicht noch ferner geschehen möchte, zwar so ernstlich als fürchterlich, und der kaiserliche Hof sammt dem Anhange hat durchgesetzet, was intendiret und concertiret worden; allein hiebei ist mehr gewonnen als verloren, und daher mich auch sehr gleichgültig dabei verhalten können. Die viele widrige majora kommen mit ihrem stellenden triplo denen wenigen, so zu solchen Maassregeln nicht concurriren wollen, bei weitem alle nicht gleich; ohne zu gedenken den grossen Unterscheid bei denen zu stellenden Mannschaften. Da nun diese wenige aber ansehnlichste Stände des Reiches zugleich so sehr brusquiret worden, so wird die genauere Zusammensetzung und engere Vereinigung mit solchen Ständen anjetzt um so leichter sein, mithin Ew. Königl. Majestät Partei mehr, als vorher gehoffet, wirklich verstärket werden. Nur würde das Eisen zu schmieden sein, weil es noch warm, und daher sehr ingeheim an solche engere Vereinigung und Zusammensetzung nur vorerst an einigen ansehnlichen Höfen im Reiche, und von welchen die übrige durch geheime Negociationes anherbeizuziehen, ohne Verzug zu arbeiten sein, nach vorhergenommenem Concert mit dem churhannövrischen Ministerio, als wodurch alles noch mehr befördert und erleichtert werden könnte. Bei die hochfürstlichen sächsischen Häuser, auch Hessen-Cassel und andere wohl gesinnete Höfe habe durch Dero hiesigen Gesandtschaften bereits dazu den Weg gebahnet. Es werden auch alle die evangelischen Höfe nach aller Vermuthung dazu ehender die Hand bieten als zu der Union mit der Krön Frankreich, so der Chevalier Folard259-2 bei solchen Höfen negociiret. Zugleich wäre auch bei solchen Höfen darauf anzutragen, ihre Gesandtschaften ebenfalls von hier abzuberufen und zu einem Communicationstage einen anderen sicheren und gelegenern Ort zu erwählen. Anlangend die fürchterliche Veranstaltungen, so stehen solche wohl auf dem Papiere, möchten aber sobald nicht ins Werk gerichtet werden können, auch solches aus so vielerlei Mannschaften zusammengestossenes und ohngefähr 20,000 Mann betragendes Corps nicht sehr zu fürchten sein. . . . Dem Churfürst von Mainz, welcher der übermüthigste, und besonders das ganze Reich in<260> Harnisch zu bringen gesuchet, könnte jetzt mit gutem Prätext und sonder grossen Schwertschlag das ohnehin mit Unrecht besitzende Erfurtische und Eichsfeldische abgenommen und mit ersterm denen hochfürstlich sächsischen Häusern und mit dem andern zum Theil an Hannover, zum Theil an Hessen-Cassel Convenanzen gemacht werden.“

Plotho übersendet das Schreiben eines baseler Correspondenten, d. d. Basel 29. Januar, der unter anderem anzeigt: „Je n'ai rien à ajouter à ma dernière; les intentions que j'ai mandées à Votre Excellence, continuent d'être les mêmes dans les cantons protestants, où l'on fait bien des vœux pour l'heureux succès des armes de Sa Majesté. . . . Votre Excellence me dit qu'il n'y avait apparence que l'on était menacé d'une guerre de religion. Dieu nous en garde, mais, en ce cas, les Suisses n'y seraient pas si insensibles, et je puis même assurer Votre Excellence en confiance que l'on prend toutes les mesures pour ne pas être surpris. . . . On m'écrit de la part d'un certain canton que l'Impératrice-Reine avait fait faire la proposition aux cantons catholiques de lui avancer une somme d'argent, mais que ceux-ci l'avaient purement refusée.“

Dresden, 9. Februar 1757.

Der von Euch anhero geschickte Expresse hat Mir Eure Dépêche vom 4. dieses Monates ehegestern richtig überbracht, von deren Einhalt Ich dann überhaupt sehr zufrieden gewesen bin und Euch vor alle deshalb aus wahrem Eifer und rechtschaffener Treue vor Meinen Dienst gegebene Bemühung danke. Ihr habt Mir auch mit einer sicheren Gelegenheit eine, und zwar nur summarische Rechnung von allen Kosten und Auslagen, so Ihr deshalb überall gethan habet, einzusenden, da Ich Euch dann alles wieder vergüten werde. Wobei Ihr dann dasjenige, so Euer Geistlicher noch an Reisegeld von Euch verlangen und nöthig haben dörfte, mit ansetzen könnet.

Dessen durch Euch Mir gegebene Nachrichten finde ich in verschiedenen Stücken wahrscheinlich und interessant, und hat derselbe wohl gethan, dass er dasjenige, so ihm zu approfondiren nicht möglich gewesen, reine und klar angezeiget hat. Wenn übrigens derselbe hieher kommen sollte, kann er von der bewussten Marque seinen Gebrauch machen, indem alles gehörig bestellet ist.260-1

Den Gedanken, so Ihr von einer näheren Zusammensetzung und Einverständniss mit einigen wohlgesinneten Ständen habet, finde Ich sehr gut und admirabel zu sein, habe auch deshalb sogleich an Meine Minister die Ordre ergehen lassen, darauf weiter zu arbeiten. So seind auch Eure übrige Mir gethane Vorschläge an sich recht gut, nur muss, um solche in das Werk zu richten, Zeit und Gelegenheit erwartet werden, da alles geschehen kann.

Was sonsten noch die übrigen Reichstagssachen anbetrifft, da müsset Ihr Euch hauptsächlich deshalb an Meine Minister vom Departement der ausländischen Affairen adressiren260-2 und von selbigen Eure Resolutiones gewärtigen, da Ich deren pfiichtmässigen Besorgung alles dieses über<261>lassen habe und in dergleichen Mir nicht genugsam bekanntes Detail nicht vor Mich alleine entriren kann.

Friderich

Nach dem Concept.



259-2 Vergl. S. 211, 213. 267.

260-1 Der Geistliche hatte einige Nachrichten über die Rüstungen und Kriegspläne der Oesterreicher mitgetheilt. „Man schmeichele sich,“ meldete er unter anderem, „noch im Junio in Berlin zu sein.“ Genaueren Bescheid wollte der Geistliche, nach einer neuen Reise in das Oesterreichische, in Dresden abstatten; Plotho hatte ihn mit einem in Dresden vorzuweisenden Erkennungszeichen versehen.

260-2 Vergl. Nr. 8597.