<194> er keine Civilbediente aus Sachsen wisse, welche sich noch in der östreichschen Gefangenschaft befinden sollten, so fehlet es daran so weit, dass der zu Dresden von Mir sonst gestandene Legationssecretär Plesmann im vorigen Jahre bereits vor verschiedenen Monaten, als er auf Ordre eine Reise nach Plauen im Voigtlande gethan, unschuldiger und unverdienter Weise und wider das, was sonsten denen Kriegesgewohnheiten gemäss ist, von einem Commando östreichscher Husaren nebst seinen bei sich habenden Domestiquen und Hardes aufgehoben und nach Böhmen, auch dem Verlaut nach von dar weiter in die Gefangenschaft geschleppet worden, in welcher derselbe auch diese ganze Zeit über und bis dato gehalten wird, ohne dass von ihm bis dato die geringste Nachricht eingelaufen; auf dessen Erlassung, und dass er wieder zurückgeschicket werden müsse, Ew. Liebden ganz besonders zu insistiren haben.1

So haben Ew. Liebden auch besonders zu releviren, dass der Geheime Rath Osten zu Hof2 wider alles Recht daselbst, als an einem neutralen Orte, mit der grossesten Gewalt aufgehoben und dergestalt misshandelt worden, dass man solchen, sichern Nachrichten nach, nach Böhmen in Ketten geschlossen als einen Criminellen auf eine ganz unerlaubte und ungebührliche Weise geschleppet hat.

Ew. Liebden werden Mir also eine besondere Gefälligkeit erweisen, wenn Dieselbe Sich jetzo aller dieser Sachen annehmen und dahin sehen und insistiren werden, dass solche redressiret und wiederum in ihre gehörige Ordnung gebracht werden müssen. Ich bin Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogt. Haus- und Staatsarchiv au Zerbst.


9719. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHWALDT.

Breslau, 23. Januar 1758.

Ich habe Euren Bericht vom 18. dieses erhalten und dessen Einhalt mit vieler Zufriedenheit ersehen; es wird Mir auch ganz besonders angenehm sein, wenn Ihr Mir zum öftern Eure Nachrichten von des dortigen Feindes Situation, Subsistance, und wie derselbe sich dabei verhält, nebst andern Nachrichten, so Ihr nur einigermaassen Meiner Attention werth findet, zukommen lassen werdet.

Was die fürstlichen mecklenburgischen Aemter angehet, da habt Ihr ganz recht gethan, dass Ihr solche, um sie zur Parition zu bringen, mit Execution beleget habet; wie dann auch Mein Wille ist, dass Ihr solche fürstliche Aemter vorzüglich und zum schärfesten angreifen sollet.



1 Breslau 23. Februar befiehlt der König noch einmal dem Prinzen, „gehöriger Orten nachdrücklich zu schreiben und auf die Erlassung und Extradition obgedachtes Plesmann sehr zu insistiren“ .

2 Vergl. S. 144.