2138. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

<10><11>

Chambrier berichtet, Paris 7. Januar: Argenson hat die Befürchtung ausgesprochen, dass der wiener Hof einen Reichskrieg gegen Frankreich zu veranlassen suchen werde: „Sur quoi je vous prie, ajouta Argenson, d'écrire au roi de Prusse de nous dire avec confiance et amitié comment il envisage cette guerre de l'Empire contre la France, et s'il ne croit pas qu'il soit à propos que nous tâchions à la prévenir, en travaillant à une neutralité avec les Cercles, à laquelle le roi de Prusse peut beaucoup contribuer, s'il veut bien faire dire auxdits Cercles, que, la paix ayant été rétablie entre lui, la Saxe et la reine de Hongrie, il souhaite comme membre du Corps Germanique et pour le bien de l'Allemagne et des Cercles en particulier, que l'Empire reste en paix, et qu'il ne s'y passe rien qui y occasionne le retour des troupes étrangères . . .

Un autre point sur lequel je prie Sa Majesté Prussienne de vouloir bien s'ouvrir et nous communiquer ses idées, c'est sur l'élection du Grand-Duc — m'ajouta le marquis d'Argenson —; il n'y a pas lieu de douter que le roi de Prusse, en faisant sa paix avec la reine de Hongrie, n'ait pas dû reconnaître l'élection du Grand-Duc: or, est-il de l'intérêt du roi de Prusse et de l'Allemagne que le Grand-Duc parvienne à l'Empire avec une capitulation aussi avantageuse pour lui que celle qui a été faite? Ne faudrait-

Berlin, 24. Januar 1746.

Wegen der beiden von dem Herrn von Chambrier eingelaufenen Relationen vorn 7. und 10. dieses soll nach Sr. Königl. Majestät allergnädigsten Intention demselben geantwortet werden, wie Höchstdieselbe approbirten, dass er das Ministerium bei dem Publico nicht accusiret, noch sich mit den Ministres brouilliret habe. Gegen das Publicum sollte er nur in vaguen Expressionen sich dahin auslassen, dass des Königs Majestät Ihre sehr gute und solide Raisons gehabt, warum Sie Dero Frieden vor Sich gemachet, die aber zum Theil so beschaffen wären, dass man seine gute Ursachen habe, solche zu menagiren; jedermann würde inzwischen erkennen, dass, falls Höchstderoselben Affaires umgeschlagen wären und einen Pli opposé genommen hätten, als solche genommen haben, alsdann des Königs Majestät Sich auf keine Art noch Weise einiger Hülfe gewärtigen können.

Denen dortigen Ministres aber sollte er reinen Wein einschenken

il pas examiner cette capitulation et en retrancher le mauvais? … L'occasion en est venue, par la paix que le roi de Prusse vient de faire.“

Paris 10. Januar: „Je continue à recevoir ici les plus grands assauts sur la paix de Votre Majesté … Ce qui m'embarrasse le plus dans les réponses que je dois faire au tiers et au quart, c'est de justifier Votre Majesté sans que cela soit trop à découvert contre le ministère sur ses torts avec Votre Majesté, et dont le public ne doit pas être informé par moi à cause des ménagements qu'il faut que j'observe avec ces gens-ci, qui, malgré leur pitoyable conduite, ont les oreilles si délicates que la moindre chose les blesse … Je dois rendre la justice à quelques Français de la cour et de la ville, dont le nombre n'est pas à la vérité le plus grand, mais qui augmentera, à ce que j'espère, qui disent que Votre Majesté a bien fait en faisant Sa paix, vu que la France n'a tenu aucune des choses qu'elle avait promises à Votre Majesté.“

und denenselben sagen, dass ihnen am allerbesten bekannt sei, wie Höchstdieselbe von Anfang der letzten Alliance her und den ganzen Krieg hindurch nicht die allergeringste Hülfe, sie bestehe worin sie wolle, von Frankreich gehabt hätten, sondern so gut wie abandonniret gelassen worden wären und nicht ein Punkt von denjenigen, so Frankreich Sr. Königl. Majestät versprochen, gehalten worden wäre; dass Se. Königl. Majestät gegen Frankreich nicht manquiret, sondern über Jahr und Tag zum öftern declariret habe, dass, wenn Sie von Frankreich nicht assistiret werden würden, Sie gezwungen sein würden, Sich aus dem Embarras, so gut Sie könnten, zu ziehen; dass man aber darauf gar keine Attention genommen und dass also kein vernünftiger Mensch Deroselben verdenken könnte, wie, da Sie ganz allein und ohne jemandes Beihülfe Dero Affaires vermittelst den extremesten Efforts ein anderes Ansehen gegeben, Sie, um nicht ganz zu succombiren, Dero Partie so gut als Sie gekonnt genommen hätten, um Sich aus dem Embarras zu ziehen, wozu Höchstdieselbe am meisten durch den letzten Brief des Königs von Frankreich (davon ihm, dem Chambrier, communiciret worden)10-1 determiniret worden wären, so dass, wenn Sie auch noch keinen Frieden schliessen wollen, Sie durch gedachten Brief dazu determiniret worden wären. Auf einen Generalfrieden bei Dero Friedensschluss mit und zugleich zu arbeiten, sei dermalen, bekannter Ursachen halber, nicht möglich gewesen.

So viel die beiden Propositions des p. Argenson anlangete, so könnte Frankreich versichert sein, dass des Königs Majestät Sentiments wären, dass Teutschland sich neutral zu halten habe; Höchstdieselbe wären auch persuadiret, dass die mehresten Reichsstände die Neutralité präferiren und gegen Frankreich nichts entrepreniren würden, daferne Frankreich nichts gegen sie anfange; dass aber Se. Königl. Majestät die von dem Marquis Argenson verlangete Proposition desfalls thun sollte, würde deshalb nicht rathsam sein, weil solches keinen andern Effect haben würde, als diejenigen Puissances, mit welchen Se. Königl.

 

Majestät Sich jetzo verglichen, von neuem zu aigriren, Sich selbst aber in den Hasard zu setzen, nach und nach in die vorige Embarras wieder verwickelt zu werden. Ueberdem hätten des Königs Majestät vorhin so wenig Hülfe von Frankreich gehabt, dass Deroselben wohl wenig Lust bleiben könnte, Sich mit solchem wieder in grosse und weit aussehende Dinge einzulassen.

Was den Punkt wegen der Kaisercapitulation anlangete, so hätten Se. Königl. Majestät als ein einiger Churfürst keine Befugniss, dasjenige zu fordern, was der Marquis Argenson vermeinte; zudem so wäre ja diese Capitulation eben dieselbe, so der letztverstorbene Kaiser unterschrieben, und sei vielmehr zu verwundern, dass der jetzige Kaiser sich seiner dermalen gehabten Avantages, und da er freie Hände gehabt, zu thun und zu lassen, was er wollte, nicht mehr bedienet und sich eine vor ihn weit avantageusere Capitulation zuwege gebracht habe,

Die Freundschaft von Frankreich würden Se. Königl. Majestät allemal hochschätzen, Höchstdieselbe wären inzwischen Frankreich nicht gar ohnnütze, indem die Königin von Ungarn 10 bis 12,000 Mann in Böhmen und bis 3000 in Mähren jederzeit lassen wollte; dieses wäre indirectement eine Diversion, die des Königs Majestät machten, dass der wienersche Hof nicht so viel Truppen als sonsten gegen Frankreich schicken könnte, und sei solche wenigstens eben so gut als die, welche Frankreich durch seine Operationes in Brabant und in Italien en faveur Sr. Königl. Majestät zu machen geglaubet habe.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



10-1 Vergl. Bd. IV, 392