<101>reichischen Magazine waren nicht sehr groß und die Viehherden nicht zahlreich genug, um ihm Brot und Fleisch zu liefern. Nach dem Abmarsch der Russen hielt Laudon seine Stellung in der Ebene für allzu exponiert. Er ging also wieder in die Berge zurück und bezog seine frühere Stellung bei Kunzendorf.

Am selben Tage schickte der König Platen mit dem Korps, das er ständig befehligte, nach Breslau, angeblich zur Deckung eines Proviantzuges. In Wahrheit aber sollte er über die Oder gehen, in Eilmärschen das große russische Magazin in Kobylin, einer kleinen Stadt der Woywodschaft Posen, erreichen und es zerstören. Von da sollte er zum Prinzen von Württemberg stoßen; denn es war vorauszusehen, daß dieser Hilfe brauchte. Schließlich sollte das Korps nach der Beendigung des Feldzugs in Pommern sich mit dem Prinzen Heinrich in Sachsen vereinigen. Platen vernichtete auch wirklich die Vorräte in Kobylin, erbeutete dabei 5 000 Wagen nebst 7 Kanonen und nahm 5 Bataillone und 42 Offiziere gefangen1. Dann rückte er auf Posen, zerstörte dort alles, was den Russen gehörte, und setzte seinen Marsch nach Pommern in der Richtung auf Kolberg fort. Infolge dieser Unternehmung beschleunigte Buturlin seinen Rückzug und vergaß darüber die Möglichkeit eines Einfalls in die Kurmark. Er beeilte sich, über die Oder zurückzugehen und Polen zu erreichen. Das Korps Tschernyschew marschierte nicht mit. Es war, fast 20 000 Mann stark, bei Laudon geblieben, als ein besonderes Freundschaftszeichen der Kaiserin von Rußland für die Kaiserin-Königin.

Hätte der Proviant dem König ein längeres Verweilen im Lager von Bunzelwitz gestattet, so wäre der Feldzug in Schlesien verlaufen, ohne daß die gewaltigen Anstalten der Feinde zu bemerkenswerten Ereignissen geführt hätten. Doch das Magazin in Schweidnitz, aus dem sich die Armee während eines großen Teils des Feldzuges verproviantierte, ging zu Ende. Die übrig bleibenden Vorräte reichten nur noch für einen Monat. Seit dem Abmarsch Platens wagte der König seine Armee nicht mehr durch Absendung neuer Detachements zu schwächen. Die Hauptdepots befanden sich in Breslau, und es hätte wenigstens einer Bedeckung von 10 000 Mann bedurft, um Proviantzüge von dort sicher ins Lager zu bringen. Nach langer und reiflicher Erwägung all dieser Gründe faßte der König den Entschluß, sich der Festung Neiße zu nähern. Denn dort befanden sich Lebensmittel und Fourage im Überfluß. Auch konnte er den Feind von dort aus um die Grafschaft Glatz und Mähren besorgt machen, dadurch Laudon ablenken und die Russen und Österreicher von Schweidnitz entfernen. Diesem Plan zufolge bezog die Armee zuerst das Lager von Pilzen und blieb dort einige Tage stehen. In Schweidnitz ließ der König fünf vollzählige Bataillone, die Rekonvaleszenten und 100 Dragoner zurück. Dem Kommandanten Zastrow2 empfahl er die größte Vorsicht und Wachsamkeit, um während der Abwesenheit der preußischen Armee alle etwaigen Unternehmungen der Feinde zu ver-


1 Treffen bei Gostyn, 15. September 1761.

2 Generalmajor Karl Anton Leopold von Zastrow.