<100> am nächsten standen. Der König beschloß, den Feind ruhig bis an das Defilee von Peterwitz herankommen zu lassen. Dort hätte die im Walde versteckte Batterie ihn mit Kartätschensalven in der Flanke beschossen. Darauf sollte ihm Platen mit 40 Schwadronen in den Rücken fallen. Zu diesem Zweck war quer durch den Wald ein Weg angelegt worden, auf dem er hervorbrechen konnte.

Die größte Stärke des Lagers bestand darin, daß es den Feind der drei Waffen beraubte, während die Preußen sie voll benutzen konnten. Die Angreifer konnten zunächst ihre Kanonen nicht verwerten, da die ganze Gegend rings um die Verschanzungen ungleich viel tiefer lag als die Befestigungen, sodaß das feindliche Artilleriefeuer völlig wirkungslos bleiben mußte. Ebenso konnte der Feind nichts mit seiner Kavallerie anfangen; denn kaum hätte sie sich gezeigt, so wäre sie schon vom Feuer der preußischen Batterien vernichtet worden. Und schließlich, was wollte man mit dem Kleingewehrfeuer ausrichten? Sollte man mit Flinten gegen Kanonen schießen? Oder konnte man mit Schüssen spanische Reiter herausreißen und Palisaden umhauen ? All das war unmöglich. Sicher aber hatten die Preußen in dieser Stellung alle Vorteile für sich, die ein Gelände in Verbindung mit Befestigungsanlagen einer Armee über eine andere gewähren kann. Nach diesen Anordnungen erwarteten sie also ruhig die weiteren Unternehmungen ihrer Feinde.

Bald nach Buturlins Eintreffen wurde ein russischer Offizier gefangen, der sich in der Nacht verirrt hatte und in dem Glauben, sich den eigenen Lagerwachen zu nähern, sich plötzlich inmitten der preußischen sah. Der Mann war nicht sehr schlau und sagte frei heraus, die feindlichen Generale hätten für den 1. September den Angriff auf die Verschanzungen des Königs beschlossen. Wirklich hatten sich Buturlin und Laudon über den Angriff geeinigt, und er hätte auch stattgefunden, wären nicht folgende Umstände eingetreten. Buturlin, der gern lange tafelte und kräftig zechte, hatte in einem fröhlichen Augenblick beim Glase Wein Laudons Vorschlägen zugestimmt. Die Anordnungen zu den drei Angriffen waren schriftlich aufgesetzt und den höheren Führern zugestellt worden. Zufrieden mit der Bereitwilligkeit der Russen, kehrte Laudon zurück. Nachdem aber Buturlin ausgeschlafen und beim Erwachen seinen Verstand zu Rate gezogen hatte, widerrief er die eben erteilten Befehle in der begründeten Sorge, die Österreicher würden seine Armee aufopfern und ihn nicht unterstützen. Schlug dann das Unternehmen fehl, so wäre der Vorwurf und die Schande allein auf die Russen gefallen. An Stelle der großen beim Mittagsmahl gefaßten Pläne begnügte sich Buturlin also damit, einige Bomben gegen das preußische Lager abzuschießen. Sie fielen aber mehrere hundert Schritt zu kurz. Als Laudon diese plötzliche Sinnesänderung gewahrte, war er wütend. Kuriere eilten nach Wien, die Feldherren behandelten einander mit Kälte. Dennoch blieben die Dinge beim alten, außer daß Laudon das Korps Draskovich auf Martha vorrücken ließ und es auf den Höhen von Ludwigsdorf aufstellte. Die Armeen blieben auch weiterhin Auge in Auge stehen, bis Buturlin am 10. September sein Lager abbrach und nach Iauer zog. Denn die Öster-