<143>hergestellt. Die Stellung der Franzosen in Hessen beschrieb nun einen großen Halbkreis, der von Marburg und Gießen an der Lahn entlang, dann über Hersfeld, Melsungen und Kassel bis zur Fulda reichte.

Prinz Ferdinand brannte darauf, eine Entscheidung herbeizuführen. Er wollte sich durch einen einzigen Streich die Überlegenheit über die Franzosen für den Rest des Feldzuges verschaffen. Zu dem Zweck verstärkte et den Erbprinzen mit 15 Bataillonen und 20 Schwadronen, um das Lévissche Korps aufzuheben. Das wäre dem Erbprinzen völlig gelungen, wäre Luckner zur Zeit eingetroffen, aber auch jetzt entgingen ihm nur wenig Franzosen. Nach diesem Zuge trieb er den Prinzen Condé vom Ohmufer bis über Gießen hinaus nach einer alten Römerschanze, dem sogenannten Polgraben. Doch kam es bloß noch zu einer Kanonade. Immerhin konnte sich Soubise in Hessen nicht länger behaupten, ohne sich den größten Gefahren auszusetzen. Er räumte Göttingen, warf 14 Bataillone nach Kassel und zog sich über Hersfeld nach Fulda zurück. Prinz Ferdinand blieb ihm dicht zur Seite und detachierte zugleich Prinz Friedrich von Braunschweig nach rückwärts zur Blockade von Kassel. Die Franzosen wichen bis zum Main zurück, weil die Hauptarmee sich nur auf diesem Wege mit der Reserve des Prinzen Condé vereinigen konnte.

Condé war über Butzbach und Friedberg nach Frankfurt zurückgegangen, wobei ihm der Erbprinz stets auf den Fersen blieb. Nachdem die Alliierten ein Lager bei Schotten an der Nidda bezogen hatten, wurde der Erbprinz zur Einnahme von Fritzlar abgeschickt. Auf dem Marsche nach Assenheim (30. August) erhielt er von Luckner Meldung, daß Friedberg und die Höhen von Nauheim vom Feinde besetzt seien. Nun beschleunigte er seinen Marsch, griff die Franzosen an1 und vertrieb sie von den Höhen, mußte aber bald erkennen, daß er es nicht mit einem Detachement, sondern mit Soubises Avantgarde zu tun hatte. Die französische Armee rückte in mehreren Kolonnen vor und griff ihn ihrerseits an. Er verteidigte sich tapfer, wurde aber unglücklicherweise schwer verwundet. Seine Truppen wichen und waren nicht mehr zum Stehen zu bringen.

Dies Unglück zwang Prinz Ferdinand zur Änderung seiner Pläne und seiner Stellung. Er verlegte sein Lager an die Horlof gegenüber von Friedberg, wo er bis zum 7. September stehen blieb. Als er aber erfuhr, daß die Franzosen heimlich nach Butzbach rückten, glaubte er, um seinen Hauptplan, die Wiedereroberung Kassels, ausführen zu können, ein Vordringen der Feinde durch Oberhessen und Waldeck nach Niederhessen um jeden Preis verhindern zu müssen. Zu dem Zweck brach er mit der Armee auf, um die Höhen hinter der Ohm und Lahn vor dem Feinde zu erreichen. Die französischen Generale beunruhigten ihn auf seinem Marsche, um Condé Zeit zum Überschreiten der Lahn bei Marburg und zum Erreichen der Höhen bei Wetter zu verschaffen. Jedoch langte Prinz Ferdinand trotz der Regengüsse und der häufigen


1 Am Johannisberg bei Friedberg.