<50> vorn anfangen. Kurz, man gewann dadurch Zeit und konnte das Fehlen genügender Kräfte durch Geschicklichkeit und Wachsamkeit ausgleichen.

Nach diesem Plane brach die preußische Armee in der Nacht vom 10. zum 11. August auf. Der König beabsichtigte, den Feind über Jauer zu umgehen und auf Schweidnitz zu rücken. Als die Truppen in der Nähe von Hohendorf anlangten, traf die Meldung ein, daß Lacy soeben in Prausnitz eingerückt sei. Einige Gefangene, die man machte, bestätigten die Nachricht. Bei der Unmöglichkeit, die Katzbach angesichts der feindlichen Truppenmacht und der am Ufer errichteten Batterien zu überschreiten, mußte die Armee weiter flußaufwärts bis Goldberg marschieren. Durch diesen Umweg gewann aber Lacy Vorsprung genug, um sich rechtzeitig zurückzuziehen und Daun über die Bewegung der Preußen zu unterrichten. Auch kam ihm das durchschnittene Gelände sehr zustatten. Er entzog sich geschickt den gegen ihn geplanten Angriffen und verlor nur seine Bagage. Auch langte Daun mit der Hauptarmee noch rechtzeitig genug zu seiner Unterstützung an. Die Österreicher lagerten sich bei Hennersdorf, deckten damit Jauer und schnitten den Preußen den Weg nach Schweidnitz ab. Trotzdem blieben Laudon und Nauendorf in ihrem alten Lager, als hätte ihnen Daun die Stellung an der Katzbach in Verwahrung gegeben. Die preußische Armee, die auf ihrem Marsche durch vier oder fünf Defileen aufgehalten wurde, langte erst spät dem Feind gegenüber an. Zur Deckung des Defilees hinter dem linken Flügel des Königs mußte sich Wied bei Prausnitz aufstellen, und die Armee lagerte bei Seichau in einer absichtlich falsch gewählten Stellung, um den Feind irrezuführen. Die richtige, ausersehene Stellung jedoch war hundert Schritt dahinter. In der Stellung von Seichau lag also keine Gefahr, weil man die Truppen jeden Augenblick in das starke Lager zurückziehen konnte. Am nächsten Tage (12. August) wurden einige Truppen nach Pombsen detachiert, um den Versuch zu machen, den Feind auf dem Weg durchs Gebirge nach Jägerndorf zu umgehen. Dort aber stand Beck schon mit einem ziemlich starken Korps; es war also besser, diesen Marsch zu unterlassen. Auch sind die direkten Wege über das Gebirge so schmal, daß die zahlreichen mitgeführten Proviantwagen und die schwere Artillerie dort niemals hätten durchkommen können.

Indes besetzte der König gleich am nächsten Tage1 die Bergkämme und stellte seine Truppen dort auf. Da traf ein Haufen Überläufer ein und meldete einstimmig, im österreichischen Lager wäre der Befehl gegeben, sich am Mittag zum Angriff auf die Preußen bereitzuhalten. Wirklich erblickte man die Österreicher vor ihren Waffenplätzen in Schlachtordnung. Als aber der König mit seinen Truppen eine Bewegung machte, ging der Feind nicht nur ins Lager zurück, sondern bald tauchten auch die feindlichen Generale auf und hielten nach allen Seiten aufmerksam Ausschau, bis die Dunkelheit ihren weiteren Erkundungen ein Ziel setzte. Hätte der König während der Nacht seine Stellung behalten, so wäre er ohne Zweifel gleich bei Tagesanbruch


1 12. August 1760.