<54> einige Husaren gelassen, die den Feind durch die Nachahmung der Patrouillen- und Schildwachenrufe in dem Glauben wiegten, daß die ganze preußische Armee noch dort stände. Beim ersten Tagesschimmer brachen Daun und Lacy zum Angriff gegen die Preußen auf. Aber wie groß war ihr Erstaunen, als sie das Lager leer fanden und nichts darüber erfuhren, was aus der preußischen Armee geworden war. Das Schicksal schien an diesem Tage zu wollen, daß den Österreichern alles mißlang. Selbst der Wind stand ungünstig. Weder Daun noch Lacy hörten den Lärm der Schlacht, die eine halbe Meile von ihnen hinter Pfaffendorf geliefert wurde, obgleich auf beiden Seiten wenigstens 200 Kanonen feuerten. Lange schwankte der Feldmarschall in seinen Entschlüssen. Endlich, nach vielen Beratungen und verschiedenen Vorschlägen, entschloß er sich, bei Liegnitz über die Katzbach zu gehen und das Zietensche Korps, das er in Schlachtordnung sah, anzugreifen, während Lacy Befehl erhielt, weiter oberhalb das Schwarzwasser zu überschreiten. Das erwies sich jedoch als unmöglich, oder er hätte einen Umweg von anderthalb Meilen machen müssen, um eine Brücke zu finden. Denn bei den sumpfigen Bachufern helfen Brücken allein nichts, auch Dämme sind nötig, um jenseits von Liegnitz hinüberzukommen.

Schon war die Schlacht gewonnen, und der König eilte eben zum rechten Flügel, als er Dauns Avantgarde aus Liegnitz hervortreten sah. Aber die preußische Artillerie hatte den Feind schon übel zugerichtet, und man merkte an seinem unsicheren Benehmen, daß er nahe daran war, das Feld zu räumen. Um ein Ende zu machen und Dauns Ahnung, daß Laudon besiegt sei, zu bestätigen, kurz, um seinen Rückzug zu beschleunigen, ließ der König Viktoria schießen. Kaum war die zweite Salve abgefeuert, so machten die feindlichen Kolonnen kehrt und gingen bei Liegnitz über die Katzbach zurück.

Noch am nämlichen Tage kam es zu einem kleinen Gefecht im Walde. Unter der Bedeckung einer Kompagnie Grenadiere des I. Bataillons Garde war der englische Gesandte Mitchell mit einigen Sekretären und der Bagage des Hauptquartiers dorthin geschickt worden. 300 Dragoner und Husaren griffen den Zug an. Aber Leutnant Prittwitz, der Führer der Bedeckung, verteidigte sich so vorzüglich, daß er nicht das geringste von dem verlor, was ihm anvertraut war.

Die Schlacht bei Liegnitz kostete Laudon 10 000 Mann. Das Schlachtfeld war mit Österreichern dicht besät. Die Preußen standen auf einem glacisartigen Gelände das nach der Seite des feindlichen Angriffs immerfort abfiel. Dadurch hatten sie die Feuerüberlegenheit und alle Vorteile des Terrains. Sie machten viele Gefangene darunter 2 Generale, 80 Offiziere und 6 000 Mann. Außerdem verloren die Österreicher bei Liegnitz 23 Fahnen und 82 Kanonen.

Dennoch wären die Früchte des Sieges verloren gegangen, wäre der König nicht sofort bei Parchwitz über die Katzbach gegangen. Der Feind war verwirrt und zerstreut. Hier flohen die Trümmer des Laudonschen Korps in wildem Durcheinander nach Wahlstatt, dort stand Daun in dem Lager, das die Preußen tags zuvor inne-