<72> worden. Aber anstatt anzugreifen, schlug sich Zieten lange mit einem Pandurenkorps herum, das er unterwegs in der Torgauer Heide traf, und geriet danach in eine lebhafte Kanonade mit dem Lacyschen Korps, das, wie erwähnt, hinter den Torgauer Teichen stand. Kurz, die Disposition wurde nicht befolgt.

Der König griff allein, ohne Unterstützung durch Zieten und ohne Reiterei an. Das alles hinderte ihn garnicht, seinen Plan zu verfolgen. Das erste preußische Treffen trat aus der Schlucht hervor und marschierte entschlossen gegen den Feind, aber das furchtbare Artilleriefeuer der Kaiserlichen und das abschüssige Gelände waren den Preußen sehr nachteilig. Die meisten preußischen Generale, Bataillonkommandeure und Soldaten wurden getötet oder verwundet. Das Treffen wich und zog sich in einiger Verwirrung zurück. Das benutzten die österreichischen Karabiniers zur Verfolgung der Preußen. Sie ließen nicht eher davon ab, als bis das zweite Treffen einige Salven auf sie abgefeuert hatte. Nun ging das zweite Treffen zum Angriff vor, wurde aber nach einem Kampf, der schwerer und erbitterter war als der erste, gleichfalls zurückgeschlagen. Dabei fiel Bülow1, der Führer des Treffens, in Feindeshand.

Endlich langte der Prinz von Holstein mit seiner so sehnlich erwarteten Kavallerie an. Schon befand sich das dritte preußische Treffen im Gefecht. Das Regiment Prinz Heinrich wurde beim Angriff von österreichischer Kavallerie angefallen. Hundt2, Reitzenstein3 und Prittwitz4 eilten ihm mit ihren Husaren zu Hilfe, und umsonst versuchten die Österreicher, das Regiment zu zersprengen. Bei dem furchtbaren Geschützfeuer hatten die Kaiserlichen ihre Munition allzu schnell verschossen. Ihre Artilleriereserve aber hatten sie auf dem anderen Elbufer gelassen, und bei ihrer engen Aufstellung konnten die Munitionswagen zur Versorgung der Batterien nicht durchfahren. Der König benutzte den Augenblick, wo ihr Feuer erlahmte, und ließ die feindliche Infanterie durch die Bayreuth-Dragoner attackieren. Bülow5 ritt eine so schneidige und ungestüme Attacke, daß die Regimenter Kaiser, Neipperg, Gaisruck und Kaiserlich-Bayreuth binnen drei Minuten die Waffen streckten. Gleichzeitig griffen die Kürassierregimenter Spaen und Markgraf Friedrich den Teil der feindlichen Infanterie zunächst dem rechten preußischen Flügel an, warfen ihn zurück und brachten viele Gefangene ein.

Der Prinz von Holstein war zur Deckung der linken Infanterieflanke bestimmt. Sein rechter Flügel schloß sich an sie an, während der linke sich gegen die Elbe zog. Bald tauchte der Feind mit 80 Schwadronen ihm gegenüber auf. Sein rechter Flügel stand nach der Elbe zu, der linke gegen Zinna. Hätte O'Donell, der Führer der österreichischen Kavallerie, sich zum Angriff auf den Prinzen von Holstein entschlossen, so war die Schlacht für den König rettungslos verloren. Allein er scheute sich vor einem anderthalb Fuß breiten Graben, dessen Überschreitung den preußischen Plänk-


1 Generalleutnant Johann Albrecht von Bülow.

2 Vgl. S. 52.

3 Karl Erdmann von Reitzenstein, Major im Regiment Zieten-Husaren.

4 Vgl. S. 17.

5 Generalmajor Christoph Karl von Bülow, Kommandeur en chef der Bayreuther Dragoner.