<75>merkten sie schon ein feindliches Korps, das die Stellung auf dem Windberg besetzt hatte und dessen rechter Flügel sich bis zum Trompeterschlößchen ausdehnte. Es war Hadik. Er und der Prinz von Zweibrücken waren von Leipzig über Zeitz und Roßwein heranmarschiert. Auf die Nachricht von der Niederlage der Kaiserlichen bei Torgau rückten sie in großer Eile vor, um Dresden noch vor dem Eintreffen der Preußen zu decken. So fand das weitere Vordringen des Königs denn bei Unkersdorf ein Ende, und die Schlacht von Torgau ließ sich nicht weiter ausnutzen.

Daun hatte wegen seiner Verwundung den Oberbefehl an O'Donell übertragen. Der General ging bei Dresden über die Elbe zurück und sandte von dort die Regimenter, die am meisten gelitten hatten, zur Wiederherstellung in Erholungsquartiere nach Böhmen.

Der Prinz von Württemberg, der in Sachsen nicht mehr notwendig war, kehrte nach Pommern zurück, vereinigte sich mit Werner und Belling und säuberte in Gemeinschaft mit ihnen die preußischen Provinzen alsbald von den dort noch herumstreifenden Schweden. Dann kehrte er nach Mecklenburg zurück, wo er seine Winterquartiere bezog.

Seit der König und Daun Schlesien verlassen hatten, war Laudon aus Löwenberg aufgebrochen und bis Leobschütz vorgerückt. Er wollte Kosel erobern und ließ die Festung zweimal hintereinander, am 24. und 25. Oktober, bestürmen. Beide Angriffe scheiterten aber infolge der guten Maßnahmen des Kommandanten Lattorff1. Als dann Goltz anmarschierte (28. Oktober), mußte Laudon die Belagerung aufheben. Er zog sich nach Ober-Glogau und von dort auf die Höhen von Kunzendorf zurück. Als er aber Goltz mit 22 Bataillonen und 36 Schwadronen gegen sich anrücken sah, ging er auf der Straße über Martha in die Grafschaft Glatz zurück. Dort und in den benachbarten böhmischen Kreisen bezog er Winterquartiere.

Die preußische Armee dehnte sich von Neiße über Schweidnitz bis Landeshut, Löwenberg und Görlitz aus. In Sachsen zog sich die Truppenlinie über Elsterwerda, Koswig, Torgau, Meißen, Freiberg und Zwickau bis Naumburg. Der König legte sein Hauptquartier nach Leipzig, um dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig zur Verabredung gemeinsamer Unternehmungen gegen die Franzosen und Sachsen näher zu sein. Denn sie waren bis Mühlhausen und Duderstadt vorgedrungen.

Zum Verständnis der Operationen dieses Winters ist eine Darstellung des Feldzuges der Verbündeten notwendig. Sie hatten in diesem Jahre wenig Glück gehabt, trotzdem die verbündete Armee durch 7 000 Engländer und fast ebensoviel leichte, im Winter ausgehobene Truppen verstärkt worden war. Am 20. Mai eröffnete Prinz Ferdinand den Feldzug. Er zog seine Truppen bei Fritzlar zusammen und schob Imhoff und Luckner zur Besetzung der wichtigen Stellungen bei Kirchhain und


1 Generalleutnant Christoph Friedrich von Lattorff.