<148> einer Verbindung zwischen Preußen und Österreich aus und eröffnete ihm die verlockende Aussicht, der Kaiser werde ihm bereitwillig jede Sicherheit für den völligen Besitz des bergischen Erbes gewähren. Kurz, er wußte den König mit solcher Geschicklichkeit für sich einzunehmen, daß er ihn bewog, zu Wusterhausen1 einen Vertrag mit dem Kaiser zu unterzeichnen. Er bestand aus gegenseitigen Garantien und einigen Artikeln über den Salzhandel, den Brandenburg auf der Oder mit Schlesien unterhält.

Der Vertrag war kaum geschlossen, als in Deutschland ein neuer Krieg auszubrechen drohte, und zwar zwischen den Königen von Preußen und England (1729). Die Frage, die den Anlaß gab, war so bedeutungslos, daß sie nur solchen Fürsten zum Vorwand dienen konnte, die darauf erpicht sind, einander zu schädigen2. Der Streit entstand wegen der nicht regulierten Grenzen zweier kleiner Wiesen, die an der Landscheide zwischen der Altmark und dem Herzogtum Celle lagen, und wegen ein paar hannoverscher Bauern, die von preußischen Offizieren angeworben waren. Der König von England, der damals in Hannover war, griff zu Repressalien und ließ vierzig preußische Soldaten verhaften, die, mit Pässen versehen, durch sein Land kamen. Beide Fürsten suchten nach Scheingründen, um sich zu entzweien, wiewohl die Könige sich mitunter selbst diese Mühe noch sparen. Der König von Preußen sah durch den Streit um die kleinen Wiesen und durch die Festnahme der vierzig Soldaten seine Ehre angetastet und gab sich seinem alten Grolle hin. Der Kaiser schürte das Feuer. Er hätte gern gesehen, daß die beiden mächtigsten Fürsten Deutschlands sich gegenseitig zugrunde richteten. Er versprach eine Unterstützung von 12 000 Mann. Der König von Polen, der gegen den von England verstimmt war, bot 8 000 Mann an.

Ganz Preußen war schon in Bewegung. In ununterbrochener Folge zogen die Truppen nach der Elbe. Hannover erzitterte. Georg, der auf einen Krieg nicht gefaßt war, wandte sich mit der dringenden Bitte um Hilfstruppen an Schweden, Dänemark, Hessen und Braunschweig, die Empfänger englischer Subsidien. Auch in Frankreich, Rußland und Holland schlug er Lärm. Um den König von Preußen zum Bruche zu drängen, verbürgte sich der Kaiser für alle preußischen Besitzungen an der Weser und am Rhein. Die Angelegenheit schien außerordentlich ernst werden zu wollen, als sie unvermutet ein anderes Gesicht bekam. Der König berief seinen Staatsrat zusammen, der aus seinen ersten Staatsmännern und ältesten Generalen bestand. Ihnen legte er die Lage dar und wünschte ihre Meinung zu hören. Feldmarschall Natzmer3, ein jansenistischer Protestant, hielt eine lange Rede, worin er es beklagte, daß die protestantische Religion durch den Hader der beiden einzigen deutschen Fürsten, die ihre Schutzherren waren, dem Untergang nahe sei.


1 Verschrieben für Berlin. Der geheime Berliner Vertrag gelangte am 23. Dezember 1728 zum Abschluß.

2 In der ersten Fassung schreibt ber König: „Ein Krieg drohte in Deutschland auszubrechen, dessen Anlaß so bedeutungslos war, wie der zu dem von Homer besungenen Froschmäusekrieg.“

3 Dubislav Gneomar von Natzmer.