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Während der Prinz seine Truppen zusammenzog, marschierte Laudon durch die Grafschaft Glatz und drang mit zwei Korps in Schlesien ein. Das eine rückte über Silberberg nach Reichenbach und vereinigte sich dort mit dem zweiten, das die Straße über Patschkau eingeschlagen hatte. Auf die Nachricht von diesem Einfall glaubte Fouqué, der Feind wolle Breslau angreifen. Sofort verließ er die Landeshuter Pässe und rückte nach Canth. Ungesäumt benutzten die Österreicher seine Abwesenheit und ließen die Stellungen von Grüssau und Landeshut durch Detachements besetzen. Laudon aber kehrte mit seiner Armee in die Grafschaft Glatz zurück und blockierte die Festung. Als sich Fouqué durch diese neue plötzliche Bewegung der österreichischen Truppen hintergangen sah, kehrte er nach Landeshut zurück und vertrieb den Feind von dort ohne Mühe. Er wollte die böhmischen Pässe besetzt halten und Verstärkungen abwarten, um dann über Braunau in die Grafschaft Glatz einzudringen und die Festung zu entsetzen. Er lagerte auf den Bergen. Sein rechter Flügel stand auf dem Blasdorfer Berge, der linke auf dem Doktorberg1. Die richtige Besetzung dieses Geländes hätte freilich die dreifache Truppenzahl erfordert. Aber Fouqué konnte den ganzen Raum jetzt weniger denn je ausfüllen, da er zur Sicherung seiner Verbindung mit Schweidnitz Zieten2 mit vier Bataillonen nach dem Zeiskenberg detachiert hatte.

Sobald Laudon von der Stellung der Preußen bei Landeshut erfuhr, ließ er 12 000 Mann vor Glatz zur Fortsetzung der Blockade, marschierte mit dem Gros seiner Truppen über Johannesberg und Wüstegiersdorf, bezog ein Lager bei Schwarzwaldau und vertrieb von dort die Malachowski-Husaren von ihrem Beobachtungsposten. Die Gelegenheit war günstig, sich mit geringen Kosten großen Ruhm zu erwerben. Laudon hatte sich gegenüber nur 8 000 Preußen und konnte sie mit 28 000 Mann angreifen. Doch wollte er sie der größeren Sicherheit halber auch noch überrumpeln. In der Nacht zum 23. Juni bemächtigte er sich zweier Anhöhen, auf denen Fouqués rechter Flügel stand. Im Besitz dieser wichtigen Stellung fiel ihm die Errichtung von Batterien nicht schwer, die die Preußen im Rücken und von der Seite beschossen. Den Rest der Stellung verteidigte Fouqué aufs tapferste. Nach großen Verlusten bemerkte er eine österreichische Kavalleriekolonne, die in vollem Anmarsch war, um ihm den Rückzug abzuschneiden. Daraufhin verließ er die Höhen, formierte mit seiner Infanterie ein Karree und trat so den Marsch an, um die Straße nach Wolkenhain zu erreichen. Die Truppen hatten fast all ihr Pulver verschossen. Die österreichische Kavallerie griff sie an, wurde verschiedentlich zurückgeworfen, drang aber trotz heldenmütiger Verteidigung schließlich in das Karree ein. Fouqué wurde zweimal verwundet und mit dem größten Teil der Mannschaft gefangen genommen3. Er hatte sich von 2 Uhr morgens bis 10 Uhr vormittags verteidigt. Die Niederlage


1 Meist Leuschner Berg genannt.

2 Generalmajor Christian Wilhelm von Zieten, Chef eines Infanterieregiments.

3 Fouqué lag unter seinem zusammengebrochenen Pferde, wo ihn sein Diener Trautschke mit seinem Leibe deckte.