<40> konnte dem seit so lange festgegründeten Rufe des tapfern Offiziers in keiner Weise schaden, nein, im Gegenteil dessen Glanz nur erhöhen. Haben wir doch hier ein leuchtendes Beispiel dafür, was Tapferkeit und Festigkeit gegen einen noch so zahlreichen Feind vermögen. Sein mannhafter Widerstand findet in der Geschichte nicht seinesgleichen, außer in der Verteidigung der Thermopylen durch Leonidas mit seinen Spartanern. Beider Schicksal war fast das gleiche. Indessen war nicht das ganze Korps verloren. Die Gersdorff-Husaren und die Platen-Dragoner hieben sich durch und retteten sich mit 1 500 Mann Infanterie, die sie nach Breslau zurückgeleiteten. Nach dieser Katastrophe verließ Zieten den Zeiskenberg und warf sich in die Festung Schweidnitz, um nicht Fouqués Schicksal zu teilen. Wie Barbaren nutzten die Österreicher den errungenen Vorteil aus. Auf Befehl der Generale, die die Grausamkeit und die Ausschreitungen der Truppen noch ermunterten, plünderten sie Landeshut und begingen allerlei Schandtaten und Räubereien. Die zügellose, wilde Soldateska verschonte nur das Elend und die Häßlichkeit.

Die erste Nachricht, die der König in Sachsen erhielt, war die von der Einschließung der Festung Glatz. Dadurch wurde seine Lage noch kritischer. Es war ebenso bitter, Glatz, den Schlüssel Schlesiens, preiszugeben, wie unmöglich, der Festung zu Hilfe zu kommen. Auch mußte man nach ihrem Verluste mit der Unhaltbarkeit der böhmischen und schlesischen Pässe rechnen; denn einmal im Besitz der Übergänge von Silberberg und Martha, konnten die Österreicher den auf den Bergen stehenden preußischen Truppen leicht in den Rücken fallen, und eine andere Stellung zur Deckung der Provinz war dann nicht mehr zu finden. Andrerseits war es ebenso gefährlich, Sachsen zu verlassen. Rückte der König mit einem Teil seiner Truppen nach Schlesien, so liefen die in Sachsen bleibenden Gefahr, von der großen Überzahl der Österreicher erdrückt zu werden. Als beste Lösung erschien ihm, es beim Marsche nach Schlesien so einzurichten, daß Feldmarschall Daun ihm nachzog, sozusagen in seinem Gefolge. Auch war dieser Ausweg nicht gefahrlos; denn dadurch kam der König unvermeidlich zwischen Laudon, der schon in Schlesien stand, und die Armee Dauns, falls dieser wirklich nachfolgte. Jedoch rechnete der König auf die Vereinigung mit Fouqué, dessen Niederlage ihm noch unbekannt war, und zog den Entschluß, nach Schlesien zu marschieren, allen anderen vor. Infolgedessen ließ er den für Schlesien bestimmten Teil des Heeres über die Elbe gehen. Die Brücke wurde bei Zehren geschlagen, und die Truppen überschritten sie am 14. Juni. Am andern Ufer stieß zu ihnen der Prinz von Holstein mit den zwei Dragonerregimentern von der Armee der Alliierten.

Beim Anmarsch der Preußen zogen sich alle Detachements Lacys auf Reichenberg zurück, und der König bezog sein Lager bei Zscheila gegenüber von Hülsen, dessen Korps bei Meißen stehen geblieben war. Zur Verbindung beider Korps wurden schleunigst Brücken über die Elbe geschlagen. Von Zscheila rückte der König nach Radeburg (18. Juni). Unterwegs kam er nach Lacys Lagerstätte, die von den vier dem Lacyschen Korps beigegebenen sächsischen Dragonerregimentern bewacht wurde. Die preußische