<61> von Bärsdorf. Der linke Flügel seines Lagers stützte sich auf Kynau. Von dort zog sich die Linie über Bärsdorf bis nach Dittmannsdorf, wo das Hauptquartier war, und weiter über den Blauen Ranzen. Die Reserve unter Forcade lagerte auf dem Plateau von Hohengiersdorf beim äußersten rechten Flügel. Dauns Stellung umfaßte ein viel weiteres Gebiet. Das Laudonsche und Lacysche Korps erstreckte sich von Jauernick und Tannhausen über Reußendorf bis Seitendorf. Von dort zog sich die Daunsche Armee über den bis nach Bögendorf verlaufenden Höhenkamm. Löwenstein und Beck sicherten die linke Flanke. Ihre Front war nach Schweidnitz gerichtet. Nauendorf deckte Dauns Rücken bei Fürstenstein. Beide Armeen hatten sich derart in den Bergen eingeschachtelt, daß keine vorrücken konnte, und beider Lager waren unangreifbar. Auch standen sie einander so nah, daß sich die Generale jeden Augenblick erfolgreich mit Artillerie beschießen konnten. Aber das hätte zu nichts geführt, und so verhielten sie sich äußerst ruhig. Die Vorposten standen sich Auge in Auge gegenüber. Alles Schießen war untersagt. Es sah aus, als wäre ein Waffenstillstand abgeschlossen. Ja, es ging so weit, daß Österreicher und Preußen die in der Dunkelheit verirrten Patrouillen aufnahmen und sie auf den Weg zu ihren Stellungen führten. Aber sogar hier im Gebirge, wo selbst die Laune der Natur Festungen zu bilden schien, verschanzten sich beide Teile noch zu ihrer größeren Sicherheit.

Allmählich aber fühlte sich Daun in seiner Lage bedrückt. Es war ihm unerträglich, einen Feldzug verloren zu sehen, auf dessen glücklichen Ausgang er die größten Hoffnungen gesetzt hatte. Die Fourage in den Bergen war aufgebraucht. In die Ebene konnte er nur kleine Abteilungen senden, dazu erschwerten die schlechten Straßen den Transport der aus Böhmen kommenden Proviantzüge. Kurz, der Feldmarschall war im Begriff, Schlesien zu räumen, da er dort nichts weiter auszurichten vermochte. Er war höchst verdrossen darüber und fand zur Aufbesserung seiner mißlichen Lage kein anderes Mittel, als den König durch eine Diversion, die ihn ins Mark traf, zum Abmarsch zu zwingen. So setzte er denn Himmel und Erde in Bewegung, um die russischen Generale, insbesondere Ssaltykow, zum Vordringen zu bewegen. Nach seinem Plane sollte ein russisches Korps stracks auf Berlin marschieren. Um die Russen zu diesem Manöver zu ermuntern, beschloß er, ihnen eine Abteilung eigener Truppen zu schicken. Das schien ihm das einzige Mittel, um den König zu zwingen, seinen Erblanden zu Hilfe zu eilen und somit Schlesien zu verlassen, bevor er die Österreicher zum Rückzug nach Böhmen zwingen konnte. Zur Einleitung dieses Unternehmens sandte Daun einen General ins russische Lager. Auch der Wiener Hof schickte zur Unterstützung des Planes täglich Kuriere nach Petersburg. Mit dem Köder von Plünderung und Beute suchte man die Russen zu locken, und zweifellos gingen sie dieser Aussicht wegen auf die Absichten der Österreicher ein. Um den Russen bei der Ausführung des Planes beizustehen, wurde Lacy nach Seitendorf abgeschickt. Der König erfuhr davon, sandte aber dessenungeachtet Wied mit 6 000 Mann nach Oberschlesien. Der stieß dort auf das Bethlensche Korps bei Neu-